Der Klima-Sachverständigenrat unterstützt das Land Baden-Württemberg auf dem Weg zur Klimaneutralität. Dem unabhängigen Gremium gehören sechs Wissenschaftler*innen an, u.A. Prof. Dr. Sven Kesselring von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Nürtingen-Geislingen und vom BWIM-Themenfeld Transformationswissenschaften mit dem Netzwerk ZIMT.

Die analysen des Klimasachverständigenrats sind klar: Der Verkehrssektor in Baden-Württemberg verfehlt die Klimaziele und die Treibhausgasemissionen steigen weiter an. Die im Koalitionsvertrag vereinbarten Maßnahmen im Verkehrssektor sind nicht ausreichend, um die gesetzlich festgelegten Ziele zuverlässig zu erreichen.

Zur Beschleunigung der Mobilitätswende macht der Klima-Sachverständigenrat in einem Impulspapier konkrete Vorschläge, die sich auf folgende Handlungsfelder konzentrieren:

  1. Mobilitätstechnologien ermöglichen klimafreundliche Fortbewegung und den Transport von Waren und Gütern.
  2. Verkehrsstrukturen schaffen die wirtschaftlichen, rechtlichen und organisatorischen Grundlagen, Rahmenbedingungen und Angebotsstrukturen im Verkehr, mit denen Nachhaltigkeit und Klimaneutralität möglich sind.
  3. Die Mobilitätspraxis der Bürgerinnen und Bürger im Alltag, auf dem Weg zur Arbeit und in der Freizeit muss klimafreundlich werden.

Um die Maßnahmenebene eng mit den gesellschaftlichen Potenzialen zur Förderung klimafreundlicher Mobilität zu verknüpfen, hat der Klima-Sachverständigenrat neun Vorschläge entwickelt. 

Diese Vorschläge können der Mobilitätswende im Land zusätzlichen Schwung verleihen:

  1. Der Mobilitätsrat soll verstetigt werden, um den gesellschaftlichen Wandel zur klimaneutralen Mobilität dauerhaft zu begleiten und voranzutreiben.
  2. Innovationsnetzwerke sollen gefördert werden, um lokale und regionale Projekte und Geschäftsmodelle für nachhaltige Mobilität zu unterstützen, zu vernetzen und bürgernah zu etablieren.
  3. Die Zivilgesellschaft soll gestärkt werden, indem gezielte Bildungsformate und -angebote entwickelt werden, die die Bürgerinnen und Bürger bei der Entwicklung klimafreundlicher Mobilität unterstützen.
  4. Reallabore sollen als Experimentierräume und bürgernahe Innovationsorte gezielt gefördert werden, um die Erkenntnisse überall in Baden-Württemberg wirksam werden zu lassen.
  5. Ein besonderer Fokus soll auf der Schulung kommunikativer und sozialer Kompetenzen für Mobilitäts- und Klimakoordinatoren liegen.
  6. Die Einführung von Beratungsgutscheinen soll Unternehmen bei der nachhaltigen Mobilitätsplanung unterstützen.
  7. Mobilitätsbudgets sollen als Anreize für klimafreundliches Verhalten systematisch eingesetzt werden.
  8. Coworking Spaces soll gefördert und entwickelt werden, um Pendelverkehr reduzieren und CO2-Emissionen zu senken.
  9. Ein Monitoring-System wird empfohlen, um die Fortschritte der Mobilitätswende transparent nachverfolgen zu können.

„Die Landesregierung hat sich viel vorgenommen, was den Klimaschutz angeht“, so Prof. Dr. Sven Kesselring. „Vor allem im Verkehr können die Ziele aber nur erreicht werden, wenn wirklich alle Möglichkeiten genutzt werden, die uns die Klimapolitik heute bietet.“ Mit den neun Vorschlägen will der Klima-Sachverständigenrat zeigen, „dass noch viel mehr möglich ist, als bisher im Maßnahmenregister erkennbar ist“, so Kesselring. „Vor allem geht es uns um diesen Punkt: Oft wird leichtfertig davon geredet, die Bürgerinnen und Bürger im Klimaschutz „mitzunehmen“.

Mitnehmen heißt aber mehr, als nur zu informieren. Mitnehmen heißt vor allem: mitmachen lassen. Heute sind Konsens und Akzeptanz das A und O in der Politik. Die sogenannte „Politik des Gehörtwerdens“ ist in der Mobilitätswende in Baden-Württemberg zwar schon angelegt. Wir müssen das Potenzial und vor allem die Kreativität und die Gestaltungskraft der Bürgerinnen und Bürger aber erst noch effektiv einsetzen und fördern. So kann deutlich mehr Schwung in die Mobilitätswende in Baden-Württemberg kommen und der Verkehr bis 2040 tatsächlich klimaneutral werden. Denn eines ist klar: Die Mobilitätswende wird es ohne die Mitarbeit der Bevölkerung vor Ort, der Unternehmen, Verbände und Vereine nicht geben.