Mobilität ist ein Grundbedürfnis. Der Weg zu Freunden, zum Supermarkt oder zur Eisdiele gehören dabei ebenso dazu, wie der Weg in den Zoo oder in den Urlaub.
Doch Mobilität bedeutet auch Möglichkeiten. Kann eine Person diese Aktivitäten mit dem Verkehrsmittel der Wahl erreichen oder sind die Möglichkeiten eingeschränkt?
Der dänische Architekt Jan Gehl hat einmal gesagt „You measure, what you care about!“ und Mobilität ist den deutschen wichtig. Über kein Thema (außer vielleicht dem Wetter) wird mehr gesprochen: Wie war die Anreise? Hat alles mit der Bahn geklappt? Der Flug war super!
Trotz dieser essentiellen Rolle der Mobilität, gibt es keine guten Möglichkeiten, die Qualität davon zu bestimmen. Der mobi.mapr setzt ein Modell um, das in den kommenden Absätzen prinzipiell erklärt wird.
Wenn du direkt zu den Karten springen willst, kannst du hier klicken!
Mobilität messbar machen
Betrachtet man klassiche Mobilitätsanalysen, so spielen in der Regel zwei Faktoren eine Rolle: Zeit und Geld. Eine Reise mit der Bahn dauert 18 Minuten, während die Fahrt mit dem Auto nur halb so lang ist. Dabei kostet ersteres nur 2,5€, für das Zweite benötigt man ein Auto.
Um die Qualität des ÖPNV zu bestimmen, wird dann gerne geschaut, wie die Taktfrequenz ist und welche Art von ÖPNV an einer Haltestelle fährt; schließlich kommt man mit einem Regionalzug weiter als mit dem Bus, oder?
Eine Frage, die dabei außer Acht gelassen wird, ist, wohin der Bus oder die Bahn unterwegs ist – frei nach dem Motto, es fährt ein Zug nach nirgendwo.
Der mobi.mapr geht dabei einen anderen Ansatz.
Alltagsmobilität in Deutschland
Am Ende eines jeden Weges steht eine Aktivität. Der oben erwähnte Gang zum Supermarkt oder zum Bäcker. Der erste Schritt für die Mobilitätsqualitätsanalyse ist demnach herauszufinden, wie gut eine Aktivität erreicht werden kann.
Das Grundprinzip
Dazu werden von einem Startpunkt alle (sinnvoll) erreichbaren Orte einer Aktivität in der Nähe gesucht und der Weg zu diesen berechnet. Das Ergebnis ist ein Wert in Minuten. Doch dieser Wert ist nicht vollständig, schließlich müssen je nach Verkehrsmittel auch noch ein Parkplatz gesucht werden und/oder das Fahrrad geholt werden. Jede dieser Routen bekommt demnach eine Penalty (rot), die in Abbildung 1 zu sehen ist.

Am Ende kann man sehen, dass der Weg mit dem Fahrrad in unserem Beispiel der schnellste ist, denn der Weg mit dem Auto ist zwar per se schneller, bis man das Auto aber geparkt hat und zum Supermarkteingang gelaufen ist, ist das Fahrrad überlegen.
Aber was ist, wenn der Supermarkt mal geschlossen hat? Oder wenn man mehr als nur einen Discounter will? Der Mensch will eine gewisse Auswahl haben, daher wird nicht nur der schnellste Weg genommen, sondern mehrere. Die Gewichtung hängt dabei von der Aktivität selbst ab; beim Restaurant ist mehr Auswahl gewünscht, als beim Weg zur Post.
Das Ergebnis einer solchen Analyse kann man in Abbildung 2 sehen: 8,9 Minuten ist die gewichtete Zeit.

Eine weitere Sache fehlt dennoch: Der subjektive Faktor. 30 Minuten auf dem Fahrrad fühlen sich nicht gleich lang an, wie im Auto. Dazu werden weitere Penalties gegeben, sowie die Zeit proportional verlängert. Das sei an einer weiteren Stelle erklärt.
In Relation setzen und bewerten
Die Zeit selbst für sich ist natürlich schon spannend, aber besonders interessant wird es, wenn man diese Zeit vergleicht, denn die Wahrnehmung der Mobilitätsqualität hängt maßgeblich immer auch von anderen ab (vgl. ÖPNV in der Schweiz).
Setzt man diese Zeit in Relation zu anderen, ergibt sich ein Index. Diesen kann man final bewerten und es ergibt sich die Kurve, wie sie in Abb. 3 zu sehen ist. Je nachdem, wie gut der Index ist (Y-Achse) verschiebt sich der Wert auf der Bewertung (X-Achse) und ein Vergleich ist möglich.

Aggregation
Hat man den Weg zu einer Aktivität, kann man den Weg zu jeder Aktivität berechnen. Bereits jetzt kann man spannende Analysen erstellen, wie die Frage nach Food Deserts oder anderen Einschränkungen.
Eine weitere Möglichkeit ist die Aggregation. Betrachtet man mehrere Aktivitäten zusammen und gewichtet diese entsprechend, so kann man die Alltagsmobilität betrachten. Eine Möglichkeit der Aggregation ist beispielsweise die Mobilität in Deutschland.
In die Fläche gehen
Sobald dieses Konzept klar ist, kann man das auf eine Fläche ausweiten. Der mobi.mapr verwendet dabei als kleinste räumliche Einheit Hexagone mit einer Kantenlänge von 200 Metern, was mehreren Millionen in Deutschland entspricht. Für jedes dieser Hexagone kann eine Mobilitätszeit berechnet, indiziert und bewertet werden. Das Ergebnis ist eine Mobilitätsqualität in Deutschland.
Ergebnisse
Für die ersten Karten, wurden die Werte der Mobilität in Deutschland zur Aggregation verwendet. Das betrifft vor allem die Gewichtung der Aktivitäten. In den folgenden Karten kannst du dir die Mobilitätsqualität von Alltagsaktiviäten für Deutschland anschauen. Die Karten unterscheiden sich dabei nur in der Verfügbarkeit von Verkehrsmitteln.
Darunter findest du ein paar Hinweise zur Nutzung und zu weiteren Funktionen. Bei Fragen oder Anmerkungen, melde dich gerne unter Kontakt.
Kartenvergleich
Um einen ersten Eindruck von den Karten zu bekommen, sind im folgenden zwei Kartenpaare zu finden. Nutze den Slider in der Mitte, um die Karten unmittelbar zu vergleichen.
Interaktive Karten
Mit Klick auf die jeweiligen Karten, kommst du auf das interaktive Dashboard und der tieferen Analyse der Karten.
Der Umweltverbund sind die Verkehrsmittel Fuß, Rad und Bahn.
Ein paar kurze Hinweise zur Nutzung:
- Du kannst in die Karte hineinzoomen und es werden Hexagone sichtbar
- In jeder Zoom-Stufe kannst du auf die Karte klicken
- Du erhältst eine genaue Aufschlüsselung, wie sich Aktivitäten, Verkehrsmittel und Persona (mehr dazu später) zusammensetzen
- Klickst du erneut auf einen Aktivität-Balken, bekommst du noch mehr Informationen
- Bei den Subaktivitäten bekommst du Ergebnisse bis zum einzelnen Ort einer Aktivität
- Es gibt links und rechts am Rand Reiter, die dir mehr Informationen zum Projekt geben
- Links sind weitere Projekte verlinkt, die in dem gleichen Kontext stehen
- Rechts sind alle Aktivitäten, Persona etc. angegeben, die in dem Projekt verwendet werden
- Mit dem Shortcut „s“ oder im rechten Seitenmenü kannst du Statistiken aufrufen. Sie geben dir einen Hinweis, wie gut einzelne Verwaltungseinheiten gerankt sind.
- Bei weiteren Fragen, schaue gerne bei unseren FAQs vorbei!